Antiquariatsmessen

Ink Fair London – Qualität vor Quantität

19. Oktober 2017
Redaktion Börsenblatt
Ines Bellin ist Mitgründerin der Ink Fair London, die vom 25. bis 27. Oktober zum zweiten Mal ausgetragen wird. Ein Interview.

Frau Bellin, was ist das Besondere der Ink Fair London?

Ines Bellin: Wir möchten den Besuch einer Antiquariatsmesse für neue, junge Sammler, aber auch für desillusionierte Langzeitsammler attraktiver und zugänglicher machen. Im Gegensatz zu vielen internationalen Messen, die immer mehr Aussteller und Material haben, ist die Ink Fair London mit rund 30 Ausstellern übersichtlich. Qualität vor Quantität! Außerdem versuchen wir, die Kosten für unsere Aussteller niedrig zu halten, ohne unser Angebot an Annehmlichkeiten zu vernachlässigen. Die Ink Fair London ist eine Messe von Antiquaren für Antiquare. Das ist auch der Grund, warum wir alles selbst organisieren und keinen Eventveranstalter engagieren.

Außerdem bieten wir auf der Ink Fair London Stände für junge Antiquare an, "Fresh Faces", die seit weniger als fünf Jahren selbständig sind. In diesem Jahr vergeben wir einen dieser Stände sogar kostenlos!

Wir haben Loungebereiche, Concierge Service und eine neue "Call Systems Technology", die eine Beteiligung an der Ink Fair London zu einem entspannenden Erlebnis macht. Was auch immer ein Aussteller braucht – es ist nur einen Knopfdruck entfernt …

Die lokale Straßenwerbung läuft in diesem Jahr hervorragend. Unser Vermieter, Two Temple Place (siehe hier), hat uns mit sechs Wochen Vorlauf vor der Messe Außenwerbung gestattet. Seit letzter Woche werben wir außerdem an ausgewählten Straßenzügen der Londoner Innenstadt (Aldwych, Holborn und Tottenham Court Road) sowie in der Umgebung des British Museum.


An wen richtet sich Ihre Messe?

Wir richten uns an die Universitäten in London, aber etwa auch in Oxford und Cambridge, an Anwälte, Finanzexperten, Ärzte, Wissenschaftler und andere erfolgreiche Berufstätige, insbesondere aber an junge Kreative. Wir hatten ein paar Erstkäufe bei der ersten Messe 2016 dank unserer Social Media-Bemühungen und des transparenten Erscheinungsbildes der Ink Fair London. Wir konzentrieren uns weiterhin nicht nur darauf, die nächste Generation von Antiquaren zu unterstützen, sondern auch eine nächste Generation von Sammlern zu entwickeln.

"Qualität vor Quantität" heißt nicht unbedingt, dass alles zwischen 5.000 und 1.500.000 Pfund kostet. Wir haben Stücke für ein paar hundert Pfund im Angebot. Das ist ein sehr zugänglicher Preis für die neuen Sammler, die wir anziehen wollen.

In Großbritannien und auch in London gibt es regionale, überregionale und internationale Verkaufsveranstaltungen für antiquarische Bücher; was sagen die britischen Kollegen zu einem innovativen Format, hinter dem kein Verband und keine Vereinigung stehen?

Es gab anfangs ein paar kritische Stimmen. Jedoch arbeiten wir jetzt mit der Antiquarian Booksellers' Association (ABA) und der International League of Antiquarian Booksellers (ILAB) zusammen. Die Ink Fair London ist keine Konkurrenz zu den regionalen Messen, jedoch ein eleganter Anschluss zum ruhigen Herbst. Wir haben sehr viel Zuspruch von unseren Kolleginnen und Kollegen hier sowie aus dem Ausland bekommen.

Unsere Unabhängigkeit von den ILAB-Bestimmungen gibt uns eine Freiheit, die mir persönlich sehr wichtig ist, ohne die Qualität unserer Aussteller zu riskieren.


Gibt es für die Ink Fair London einen Messekatalog?

Highlights! Ein unglaubliches Unterfangen, das sich meinem Partner Leo Cadogan von Leo Cadogan Rare Books verdankt. Der Katalog findet sich hier.


Ließe sich das Grundkonzept der Ink Fair London auch auf andere Städte übertragen?

Ja, auf jeden Fall. Jedoch kann man nicht einfach eine Messe planen, ohne sich vorher den internationalen Kalender der Antiquariatsmessen anzuschauen. Vor wenigen Wochen erst fanden die Antiquariatsmessen in Kopenhagen und Amsterdam praktisch zeitgleich statt – das ist bedauerlich und zeigt einen Mangel an Kommunikation. Es gab, als ich die Ink Fair London 2016 geplant hatte, den New Yorker TEFAF-Ableger noch nicht, aber ich musste an die Messen in Chelsea und Boston denken, und das war 2015. Die Vorbereitung einer Antiquariatsmesse beansprucht sehr viel Zeit, Arbeit und Überlegung.

Im Moment denke ich über zwei Möglichkeiten innerhalb der Europäischen Union nach, das hängt aber auch an den rechtlichen Rahmenbedingungen nach dem Brexit. Die USA haben momentan ausreichend erfolgreiche Messen und brauchen mich sicher nicht! Generell denke ich, dass wir nicht mehr, sondern vor allem bessere Messen haben müssten. Wenn die Kolleginnen und Kollegen auf drei Antiquariatsmessen hintereinander als Aussteller vertreten sind, leidet die Qualität des Angebots.

Fragen: Björn Biester

Weitere Informationen zur Ink Fair London (Ausstellerliste etc.) siehe hier.