Antiquariat

Antiquarische Bücher und Handschriften auf dem "psychologischen und merkantilen Nullpunkt"?

2. Januar 2014
von Börsenblatt
"Underperformed" – mit diesem womöglich nicht ganz falschen Argument wirbt ein in wenigen Wochen erstmals auf der Stuttgarter Antiquariatsmesse vertretener Aussteller für den Erwerb wertvoller antiquarischer Bücher und Handschriften.

Auf der Website des von Katrin und Tilo Hofmann geführten Unternehmens "ArtFinding" aus Weidenhain bei Leipzig heißt es unter der Überschrift "Underperformed": "Diese 'neudeutsche' Einschätzung ist aus unserer Sicht absolut zutreffend! Das Medium gedruckter und handschriftlicher Worte erfährt im digitalen Zeitalter die Diagnose 'scheintot' – einfach nur alt und muffig. Wenn man die derzeit weltweit erzielten Ergebnisse mit denen der trendgesteuerten Hypes von Objekten der Zeitgenössischen Kunst und der Moderne betrachtet, scheinen die historischen, zeitlosen Kulturgüter auf einem psychologischen und merkantilen Nullpunkt angelangt. Sie sind also auch aus Anlagegesichtspunkten aktuell sehr interessant."

Interessant ist vor allem auch das Grenzgebiet zwischen Kunst- und Antiquariatshandel, dass die Firma "ArtFinding" mit ihren jedenfalls für das deutsche Antiquariat innovativen Marketingbestrebungen bestritt. Offen ist, ob diese Aussagen zumindest in Teilen dem "Code of Ethics" des internationalen Antiquariatsdachverbands ILAB widersprechen, in dem es unter anderem heißt: "Members are advised not to promote antiquarian and rare books, or allied materials, as investment vehicles in themselves, or as part of investment schemes." Vermutlich liegt hier ein zu Gunsten des Antiquars auszulegender Grenzfall vor. Unter der ebenfalls auf der "Art-Finding"-Website aufzufindenden Überschrift "Investoren & Fonds" geht es schließlich vor allem um die Wiederentdeckung und Bewahrung kultureller Werte, nicht um Rendite im materiellen Sinn.