Antiquariat

"Das alte ZVAB war weitaus besser und durchdachter"

9. Dezember 2015
Redaktion Börsenblatt
"Das ZVAB hat den (schon vorher lädierten) Status als Referenzplattform endgültig verloren." Auswertung einer boersenblatt.net-Umfrage unter Antiquarinnen und Antiquaren.

Auf eine einwöchige anonyme Online-Umfrage, die die Redaktion Antiquariat am 1. Dezember gestartet hat, sind insgesamt 63 Antworten eingegangen (vielen Dank dafür!). Unter der Überschrift "Das ZVAB vier Wochen nach der Umstellung" bestand die Umfrage aus lediglich zwei allgemeinen Fragen:

1. Welche Erfahrungen machen Sie mit dem neuen ZVAB?

2. Wo sehen Sie Verbesserungsmöglichkeiten beim ZVAB?

Zur ersten Frage

Viele Anbieter berichten von teils kräftigen Umsatzeinbußen (die Angaben, sofern sie konkret ausfallen, schwanken zwischen 30 und 70 Prozent Rückgang) in den ersten Wochen nach der ZVAB-Umstellung, bei einigen stabilisiert sich die Lage aber langsam wieder.

Groß ist die Enttäuschung mancher Umfrageteilnehmer über die vielen kleineren Mängel der neuen Seite und über die schlechte Kommunikation des Plattformbetreibers, der Beschwerden nur langsam abarbeitete.

Einige andere Umfrageteilnehmer verspüren keine Umsatzrückgänge, berichten sogar in mehreren Fällen von einer gestiegenen Anzahl von Buchbestellungen aus dem Ausland.

Zur zweiten Frage

Die Kritik am "neuen" ZVAB fällt detailliert und unmissverständlich aus; sie betrifft unter anderem Artikelabbildungen, Versandkosteneinstellungen, rechtliche Unsicherheiten (Stichwort Widerrufsbelehrung), Bestellungen nur mit Account, Kreditkartenregelungen und Wegfall von PayPal als Zahlungsoption, Aufgabe des Antiquaria-Programms für Sortimentsbuchhändler sowie unübersichtliche Gebühren- und Provisionsabrechnungen.

Häufig bemängelt wird zudem eine Verschlechterung der Suchmöglichkeiten bzw. -filter auf der ZVAB-Seite, die Suche entspricht nun nicht mehr den praktischen Recherchebedürfnissen der Antiquare und Sammler. Mehrfach moniert wird die unübersichtliche Anbietersuche (in der die Antiquariate nach den Vornamen ihrer Inhaber sortiert sind …).

Nur ausnahmsweise angesprochen wird das neu eingeführte Sternchen-Bewertungssystem auf der Seite, die anderen Probleme stehen klar im Vordergrund.

Aus den meisten Antworten geht hervor, dass eine wesentliche Verbesserung bei diesen Dingen wahrscheinlich nicht zu erwarten ist, da die meisten Kritikpunkte Abebooks längst bekannt sind, ohne dass hierauf eine Reaktion erfolgte.

Mehrere Umfrageteilnehmer weisen auf Ebay, Booklooker oder die genossenschaftliche Plattform Antiquariat.de hin, die aber die Ausfälle beim ZVAB längst nicht kompensieren.

Festzuhalten ist schließlich, dass eine Anzahl wichtiger Antiquariate aus verschiedenen Gründen derzeit keine Bücher über ZVAB/Abebooks anbietet. Die Aussage eines Umfrageteilnehmers "Das ZVAB hat den (schon vorher lädierten) Status als Referenzplattform endgültig verloren" trifft es eigentlich auf den Kopf. Nur: wie erfahren die Kunden, die ausschließlich über ZVAB/Abebooks suchen, dass sie auf das Angebot einiger sehr guter Betriebe keinen Zugriff (mehr) haben? Im Vergleich zu den eher internen Kritikpunkte ist dieser Aspekt womöglich noch nicht ausreichend bedacht worden.

Eine sicher recht unvollständige Liste der Antiquariate, die nicht mehr auf der Plattform vertreten ist, sieht aktuell so aus:

Sibylle Böhme, Berlin Hermann Bresinsky, Windach-Schöffelding Dietmar Brezina, Moosburg Michael Butter, Stuttgart Canicio, Heidelberg Antiquariat carpe diem (Monika Grevers), Bocholt Rainer G. Feucht BMCF-Antiquariat, Schelklingen HeineBuch (Kerstin Kaden), Hamburg Jürgen Hoge, Wuppertal Angelika Kiel, Düsseldorf Antiquariat im Kloster Gertraud Stadler, Weilheim Meinhard Knigge, Hamburg Hans Lugmair, Wien Rainer Friedrich Meyer, Berlin Roland Moser, Simbach am Inn Daniel Osthoff, Würzburg Uwe Quell, Waldbrunn-Lahr Dr. Wolfgang Rieger, Freiburg i. Br. J. Voerster, Stuttgart Vree, Hildesheim Bert Wawrzinek, Dresden Hermann Wiedenroth, Bargfeld


zumindest vorübergehender Ausstieg:

Lutz Heimhalt, Hamburg Heinrich Heine Antiquariat, Düsseldorf Christa Krug, Kleve Jürgen Noffz, Oldenburg