Österreichischer Staatspreis für europäische Literatur

Mircea Cărtărescu ausgezeichnet

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Der österreichische Kulturminister Josef Ostermayer hat am Welttag des Buches, die Gewinner der Literaturpreise des Bundeskanzleramts bekannt gegeben. Mircea Cărtărescu erhält den Österreichischen Staatspreis für europäische Literatur 2015. Weitere Auszeichnungen gehen an Franz Josef Czernin, Evelyn Schlag, Christoph W. Bauer und Brigitte Schwens-Harrant.

Im Feburar/März hatten die jeweiligen Jurys getagt und die Preisträger gewählt, die österreichsche Kulturminister Josef Ostermayer am 23. April bekannt gab:

  • Der rumänische Schriftsteller Mircea Cărtărescu wird mit dem Österreichischen Staatspreis für europäische Literatur ausgezeichnet,
  • Preisträger des Ernst-Jandl-Preises für Lyrik ist Franz Josef Czernin,
  • der Österreichische Kunstpreis für Literatur geht an Evelyn Schlag,
  • der Outstanding Artist Award für Literatur an Christoph W. Bauer
  • und den alle zwei Jahre vergebenden Österreichischen Staatspreis für Literaturkritik erhält Brigitte Schwens-Harrant.

Der Österreichische Staatspreis für europäische Literatur wird für das literarische Gesamtwerk einer europäischen Autors verliehen, das international besondere Beachtung gefunden hat. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert. In der Jury-Begründung für Mircea Cărtărescu heißt es: "Auf der Folie der rumänischen Geschichte formuliert der 1956 in Bukarest geborene Schriftsteller Mircea Cărtărescu auf großartige und unvergleichliche Weise einen exzessiven, maßlosen Traum von Verwandlung und Metamorphose. Mit gleichermaßen anspielungsreichen wie wüsten und phantasmagorischen Bildern erschafft er ein Universum an der Grenze zu Perversion und Wahnsinn, in dem alle Trennungen aufgehoben sind und Erlösung verheißen wird."

Erst im März wurde Cărtărescu mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung geehrt – für seine im Zsolnay Verlag erschienene "Orbitor"-Trilogie, "Die Wissenden" (2007), "Der Körper" (2011) und "Die Flügel" (2014).

Jury-Begründungen der weiteren Auszeichnungen

Der mit 15.000 Euro dotierte Ernst-Jandl-Preises für Lyrik wird alle zwei Jahre vergeben. Über den Preisträger 2015, Franz Josef Czernin, urteilte die Jury: "Franz Josef Czernins Werk ist ein großes Abenteuer der Literatur, ein enzyklopädisches Unternehmen, das seinen Gegenstand in immer neuen Versuchen umkreist. Der Zusammenhang zwischen Subjekt, Sprache und Welt wird in seiner Poesie einem Spiel überlassen, bei dem Dichtung und Erkenntnis in eins fallen."

Zu Evelyn Schlag, die den Österreichische Kunstpreis für Literatur 2015 (12.000 Euro) für ihr literarisches Gesamtwerk erhält, schreibt die Jury: "Das Werk von Evelyn Schlag verfügt zugleich über eine hohe poetische wie politische Kraft. (...). Im Zentrum ihrer Auseinandersetzung stehen das Verhältnis der Geschlechter zueinander, der Umgang mit dem Körper sowie Krankheitserfahrungen. In ihrem Bemühen um eine weibliche Sprache für Erotik und Liebe vermeidet Schlag in ihrer Prosa ebenso wie in der Lyrik das ungeschützte Pathos und setzt stattdessen auf Präzision und Selbstreflexion."

Mit dem Outstanding Artist Award für Literatur (8.000 Euro) wird ein Autor der jüngeren oder mittleren Generation geehrt, der bereits wichtige literarische Veröffentlichungen vorweisen kann − in diesem Jahr geht der Preis an Christoph W. Bauer (*1968). Bauer arbeite als einer der wenigen Autoren seiner Generation in allen Gattungen, von Lyrik bis hin zu dokumentarischen Lebensbildern, vom Kinderbuch bis zu Theater und Hörspiel. "Immer exakt dem jeweiligen Medium angemessen, folgen die Formen und Ausdrucksmittel seiner Texte klassischen ebenso wie selbst definierten Gesetzmäßigkeiten, bestechen durch eine unverwechselbare Rhythmik und große Gedankentiefe", so die Jury. In seinen Gedichten verwebe er literarische Traditionen mit zeitgenössischer Popkultur. "In seinen Romanen beschäftigt er sich immer wieder auch mit der Geschichte seines Wohnortes Innsbruck; spürt mit Einfühlsamkeit und Akribie Erinnerungen nach", schreibt die Jury. 

Alle zwei Jahre wird der Österreichische Staatspreis für Literaturkritik (8.000 Euro) vergeben, 2015 erhält ihn Brigitte Schwens-Harrant. "Sie hat nicht nur als Literaturkritikerin, also durch kluges Beurteilen und Sichten von Texten, viel zur Klärung der literarischen Produktion beigetragen, sondern darüber hinaus mit ihrer Redaktionstätigkeit Grundsätzliches für das literarische Feld in Österreich geleistet, mit ihren Publikationen Schwerpunkte gesetzt und dazu beigetragen, den Literaturbetrieb über die Beliebigkeit von Geschmacksurteilen hinauszuheben", begründet die Jury ihre Wahl.