Die Sonntagsfrage

Was haben Kleinstverleger und Selfpublisher gemein, Herr Matting?

31. Mai 2015
Redaktion Börsenblatt
Wenn kommende Woche die Mainzer Minipressen-Messe (4. -7. Juni) eröffnet wird, wird auch das Thema Selfpublishing eine Rolle spielen - nicht nur in den Workshops. Matthias Matting, Vorsitzender des Selfpublishing-Verbands, gibt in unserer Sonntagsfrage darüber Auskunft, wie groß die Schnittmengen zwischen beiden Gruppen sind.
Unabhängige Autorinnen und Autoren mögen zwar ohne Verlage auskommen – aber kein Buch findet in Deutschland "unverlegt" seine Leser. Der Autor übernimmt im Selfpublishing die Rolle des Verlegers, notgedrungen oder aus Spaß an dieser Tätigkeit, er lässt lektorieren, kümmert sich um Gestaltung und Satz und versucht schließlich, das Werk an den Leser zu bringen. Jeder Selfpublisher ist also ein Kleinstverleger und teilt damit automatisch auch die Freuden und Sorgen von Kleinverlegern, die nicht selbst schreiben. Wie überzeuge ich den Handel, nicht nur Platz für die Titel großer Publikumsverlage freizuhalten? Wie platziere ich mein eBook möglichst gut sichtbar in allen Kanälen? Die Differenzen zwischen Selfpublishern und Kleinverlegern sind minimal – und bestehen vor allem in den Köpfen anderer. Selbstverleger gelten zum Beispiel noch immer bei manchen Branchenteilnehmern als Möchtegern-Schriftsteller, die den Schritt zum "richtigen" Verlag nicht geschafft haben. Kleinverlegern hingegen unterstellt man einen gewissen Idealismus – ohne den es ganz sicher nicht funktionieren würde, der aber auch durchaus dazu herhalten muss, unzumutbare Bedingungen für diese Gruppe zu rechtfertigen. "Der oder die macht es ja sowieso nicht für Geld", denkt da vielleicht mancher.  Rein praktisch haben Kleinverleger den Selfpublishern einen Gewerbeschein voraus, der ihnen günstigen Zugriff auf ISBN verschafft. Dass einzelne ISB-Nummern ohne Gewerbeanmeldung so unfassbar teuer sind, erschwert Selfpublishern mit professionellem Anspruch die Arbeit, schließt sie aus einem wichtigen Informationskanal für den Buchhandel aus und gefährdet das ISBN-System insgesamt.  Da Selfpublishing aber erst seit wenigen Jahren wirklich eine Alternative zur Verlagssuche ist, existiert derzeit auch noch ein deutlicher Erfahrungs-Unterschied. Kleinverleger, oft seit 20, 30 Jahren im Geschäft, haben ihre Strategien im physischen Buchhandel gefunden. Selfpublisher hingegen spielen virtuous mit den Möglichkeiten der eBook-Welt und den sozialen Medien. Beide Gruppen könnten deshalb fruchtbar voneinander lernen. Hier wollen wir im Selfpublisher-Verband.de entsprechende Prozesse ermöglichen. Matthias Matting ist Physiker, Journalist und Selfpublisher. Er leitet einen Workshop auf der Minipressen-Messe zum Thema Selfpublishing.