Darin werden die Verlage aufgefordert, Waren künftig an die beiden neuen Lager in Poznan und Wroclaw zu liefern. Dass dabei höhere Frachkosten anfallen, scheint Amazon nicht zu interessieren. Von Polen aus werden dann vermutlich grenznahe Regionen im Nordosten und Süden Deutschlands beliefert.
Es handelt sich also nicht um einen Warenexport, sondern um einen vorübergehenden Warentransfer nach Polen, dessen Ziel wiederum Kunden von Amazon.de in Deutschland sind, wie es in dem Amazon-Schreiben ausdrücklich heißt. Mit anderen Worten: Bücher werden für einen unbestimmten Lagerzeitraum nach Polen verschifft, um dann von dort wieder an Besteller aus Deutschland zurückgeschickt zu werden.
Schon im Oktober 2013 war bekannt geworden, dass Amazon fünf neue Logistikzentren in Polen und Tschechien eröffnen will. Offenbar will Amazon damit nicht nur die beiden östlichen EU-Staaten beliefern, sondern auch Ausweichkapazitäten für den deutschen Markt schaffen – ein Schritt, der die permanenten Streiks in deutschen Logistikzentren ins Leere laufen lassen könnte. Zudem kann Amazon Mitarbeiter in Polen zu niedrigeren Löhnen einstellen als in Deutschland - zu einem Stundenlohn von durchschnittlich 3,98 Euro (16,22 Polnische Zloty), wie polnische Zeitungen berichten, wird angeheuert. Nicht nur bei der Ansiedlung von Unternehmen kommt die polnische Regierung Firmen entgegen - die Unternehmen profitieren dank Sonderwirtschaftszonen bis ins Jahr 2026 in bestimmten Gebieten auch von Steuerermäßigungen bis zu 70 Prozent, so auch Amazon.
Die Verlagerung der Warenlieferungen nach Polen bedeutet vermutlich auch, dass es in Deutschland künftig weniger "Arbeitsplatzwunder Amazon" geben wird. Noch ist nicht bekannt, wieviele Verlage mit welchen Warenvolumina von der neuen Logistik-Praxis betroffen sind.