Der Direktvertrieb der Brockhaus-Nachschlagewerke – vor allem der 21. Auflage der "Brockhaus Enzyklopädie" – sowie anderer Verlagsprodukte soll nach Angaben von Pressesprecher Matthias Wulff bis Mitte 2014 eingestellt werden. Online-Aktualisierungen der Lexika wird es dann nur noch bis 2020 geben, so Wulff.
Das Buchhandelsgeschäft des zu InmediaOne gehörenden Verlags Wissenmedia wird nach Konzernangaben bereits Ende 2013 eingestellt. Ein Frühjahrsprogramm 2014 wird es nicht mehr geben.
Von der Einstellung des Verlags Wissenmedia sowie der sukzessiven Schließung von InmediaOne innerhalb der nächsten zwölf Monate sind laut Wulff rund 190 Mitarbeiter betroffen – etwa 120 bei InmediaOne, 52 bei Wissenmedia in Gütersloh sowie weitere Mitarbeiter am Standor München. Zudem werden 300 selbständige Handelsvertreter, die zu einem Teil ausschließlich für InmediaOne gearbeitet haben, die Kündigung erhalten. Wie es in Gütersloh heißt, sollen für die betroffenen Mitarbeiter Möglichkeiten für eine Weiterbeschäftigung inerhalb des Konzerns gesucht werden. Dazu wird eine Art "internes Arbeitsamt" eingerichtet.
Mit dem Ende von Wissenmedia ist auch Geschäftsführer Christoph Hünermann, der zugleich in der Geschäftsführung von InmediaOne saß, abgezogen worden. Zugleich legt der bisherige Strategie- und Vertriebsgeschäffsführer Steffen Böning seine Aufgaben bei InmediaOne nieder. Hünermann und Böning werden nach Konzernangaben künftig den Club- und Direktmarketing-CEO Fernando Carro "bei strategischen Projekten" unterstützen. Alleiniger Geschäftsführer des Direktvertriebsunternehmens InmediaOne ist nun Kurt Bisping.
Eine 22. Auflage der "Brockhaus Enzyklopädie" in gedruckter Form, wie sie Wissenmedia-Verlagsleiter Christoph Hünermann mehrfach angekündigt hat, wird es demnach nicht mehr geben. Ob eine Fortführung als Online-Enzyklopädie möglich ist, wird sich zeigen. Die Marke Brockhaus bleibe zunächst im Konzern, so Pressesprecher Wulff. Über eine andere Verwendung innerhalb des Konzerns oder eine Lizenzierung an Dritte werde nachgedacht. Unklar sei auch noch, was mit den anderen Imprints von Wissenmedia geschieht – etwa dem Faksimile Verlag, dessen Produkte vorwiegend im Haustürgeschäft verkauft wurden.
Der Entscheidung, InmediaOne und Wissenmedia einzustellen, ging ein rund zweijähriger Evaluationsprozess voraus, so Wulff. Man sei dabei auf viele in wirtschaftlicher Hinsicht schwierige Details gestoßen, die man auch durch eine Stärkung des Portfolios von Brockhaus gemäß dem Dreiklang "Wissen, Lernen, Bildung" (bis hin zum Lernhilfenprogramm Brockhaus Scolaris) nicht in den Griff bekommen konnte. Fernando Carro habe danach keine andere Wahl gehabt, als den Geschäftsbereich zu schließen: "Dies ist eine sehr schwere Entscheidung, die wir uns nicht leicht gemacht haben. Nach gründlicher Analyse aller zur Verfügung stehenden Fakten haben wir gemeinsam entschieden, den Schließungsprozess einzuleiten."
Kernproblem sei es gewesen, so Wulff, dass es immer schwieriger und aufwendiger geworden sei, Neukunden zu generieren. Die Kaufbereitschaft der Bestandskunden sei aber endlich. Da es nicht mehr gelungen sei, die notwendigen Stückzahlen zu verkaufen, sei ein wirtschaftlicher Betrieb des Unternehmens nicht mehr möglich. Zudem sei das Buchhandelsgeschäft, das mit etwa 15 Prozent zum Umsatz beiträgt, zu klein, um "alleine nachhaltig betrieben zu werden".
Bertelsmann bzw. InmediaOne hatte die Marke Brockhaus mit ihren Lexikonprodukten (vor allem der 21. Auflage der "Brockhaus Enzyklopädie") im Dezember 2008 vom Bibliographischen Institut & F.A. Brockhaus (Bifab) übernommen, nachdem in Mannheim die strategische Entscheidung gefallen war, sich aus dem Geschäft der lexikalischen Nachschlagewerke komplett zurückzuziehen. Schon vor der Übernahme hatte InmediaOne im Rahmen einer Vertriebspartnerschaft mit Bifab Brockhaus-Produkte im Haustürgeschäft verkauft.
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